Transparenz in der Forschungsfinanzierung

Düsseldorf - Nur 2,7 Prozent der gesamten Forschungs- und Entwicklungsausgaben (F&E) in Deutschland stehen für die eigentliche Life-Science-Forschung zur Verfügung. In den knapp zwölf Milliarden Euro, die das Bundesforschungsministerium für sein Programm "Hightech-Strategie für Deutschland" in den Jahren 2006 bis 2009 bereitstellt, werden 3,6 Prozent für die Biotechnologie vorgesehen. Beide Werte dokumentieren nach Ansicht der Arbeitsgruppe Life-Science-Research-Hersteller, zu der sich die Produzenten von Forschungsreagenzien und -geräten im Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) zusammen geschlossen haben, den Widerspruch zwischen öffentlich diskutierter Schwerpunktförderung der Life Sciences und der Realität.

Im Jahre 2002 haben allein die Unternehmen Bayer, BASF, Schering, Altana und Degussa nach Feststellung der Arbeitsgruppe noch von F&E-Ausgaben in Höhe von 5,8 Milliarden
Euro berichtet. 2004 erreichten die Aufwendungen aller 40 forschenden Pharmaunternehmen in Deutschland nur noch 3,9 Milliarden Euro. Unter den Top 20 Biotechnologie-
Unternehmen weltweit befinde sich kein einziges deutsches Unternehmen. Deutschland liege in Hinblick auf die Marktkapitalisierung von Biotech-Firmen selbst in Europa nur auf
Platz sechs. Ist Deutschland wirklich für einen Spitzenplatz in den modernen Lebenswissenschaften aufgestellt, fragt die AG Life-Science-Research aus Anlass der Medizinfachmesse
Medica heute (16.) in Düsseldorf.

Nur ein Drittel der Summe, die in Deutschland jährlich für biotechnologische und medizinische Forschung aufgewendet wird, stehe letztlich für die Finanzierung zukunftsorientierter
Projekte in der eigentlichen Forschung zur Verfügung, zwei Drittel würden für feste Kosten eingesetzt.

Auch die geringe Transparenz zu laufenden Forschungsprojekten verringere die Wettbewerbschancen des Standorts Deutschland. „Doppelfinanzierungen sind dadurch unvermeidlich“, betonte der Sprecher der Arbeitsgruppe, Dr. Hans-Peter Fatscher. Damit vergeude Deutschland, das im internationalen Vergleich ohnedies unterdurchschnittliche Forschungsaufwendungen aufweist, wichtige Ressourcen und beschneide die Chancen sowohl der Forscher wie der zuliefernden Industrie. Ohne hoch spezialisierte Analyseverfahren
und Testsysteme, die oft für spezielle Projekte in enger Zusammenarbeit von Forschern und Firmen entwickelt werden, sei Spitzenforschung in Biotechnologie und Medizin nicht
möglich.

Die Arbeitsgruppe Life-Science-Research-Hersteller (AG LSR-Hersteller) setzt sich daher für die Optimierung der Forschungsfinanzierung und für sinnvolle Rahmenbedingungen
für die zuliefernde Industrie ein. „Nur dann kann der Markt der Forschungsreagenzien und Analysesysteme weiter wachsen, die deutsche Spitzenforschung unterstützen und damit deren Wettbewerbsvorsprung stärken“, betonte Fatscher. Insgesamt sind auf diesem Feld in Deutschland rund 100 Unternehmen mit 6000 Mitarbeitern tätig, die mit Forschungsreagenzien und Analysesystemen einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro erzielen. Die Gründungsmitglieder der Arbeitsgruppe vereinen ein Viertel des Umsatzes und ein Drittel der Mitarbeiter auf sich. Der Weltmarkt wird auf 18,6 Milliarden Euro geschätzt.

Rückfragen bitte an:
Dr. Peter Quick
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peter.quick@promega.com

Gründungsunternehmen der VDGH LSR AG:
Becton Dickinson GmbH, Bio-Rad Laboratories GmbH, Eppendorf AG, PerkinElmer LAS (Germany) GmbH, Promega GmbH, QIAGEN GmbH, Roche Diagnostics GmbH und Sigma-Aldrich Chemie GmbH

16-11-2006-lifescienceresearch | pdf | 83 KB